In der spanischen Tageszeitung El Pais hat Professor Nicolás Olea vor den gesundheitlichen Risiken von Kunststoff-Kaffeekapseln gewarnt. Der Experte für Hormongifte erklärt, wie alltägliche Produkte unseren Körper mit Chemikalien belasten.

Kaffeekapseln aus Plastik
Wir zeigen dir, worauf du bei deinem morgendlichen Kaffeegenuss achten musst und welche gesünderen Alternativen es für Espresso-Liebhaber gibt.
Wie Kaffeekapseln deinen Hormonhaushalt stören können
Wenn du morgens eine Kunststoff-Kapsel in deine Kaffeemaschine einlegst, durchströmt heißes Wasser unter hohem Druck das billige Plastik. Nach Angaben von Professor Olea setzt dieser Prozess Mikroplastik und hormonell wirksame Chemikalien frei, die in deinen Kaffee und damit in deinen Körper gelangen.
Das verwendete Plastik ist meist Polyethylen und enthält oft eine Epoxidharz-Klebstoffschicht zwischen den beiden Kapselhälften, die problematische Substanzen enthält.
Hochdruck, Hitze und billiges Plastik: Deine tägliche Kaffeekapsel könnte ein Chemiecocktail sein, der deinen Hormonhaushalt stört.
Wissenschaftliche Erkenntnisse über Kaffeekapseln
- Eine Studie aus dem Jahr 2021 wies in Kaffeekapseln eine östrogene Aktivität nach und fand Bisphenol A (BPA), Bisphenol F, Benzophenon, Nonylphenol, Phthalate und Dimethylterephthalat.
- Eine weitere Untersuchung von 22 Kapselmarken bestätigte die Migration von östrogenen Chemikalien und Phthalaten aus dem Plastikmaterial in das Getränk, insbesondere bei hohen Temperaturen.
- Diese Stoffe zählen zu den endokrinen Disruptoren, also Hormongiften, die das empfindliche Gleichgewicht unseres Hormonsystems stören können.
Warum sind diese Hormongifte so gefährlich?
Endokrine Disruptoren sind laut Olea wie Hacker für unser Hormonsystem. Sie imitieren natürliche Hormone wie Östradiol und stören die Kommunikation zwischen Organen.
Die möglichen gesundheitlichen Folgen sind vielfältig:
- Schilddrüsenstörungen (Hypothyreose betrifft Frauen 17-mal häufiger als Männer)
- Förderung von Fettleibigkeit und Diabetes
- Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen
- Frühere Pubertät bei Mädchen
- Erhöhtes Risiko für hormonabhängige Krebsarten wie Brustkrebs
Besonders problematisch: Die Wirkung dieser Stoffe ist oft nicht dosisabhängig im klassischen Sinne. Einige Disruptoren zeigen ihre stärkste Wirkung bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen.
Das größere Bild: Der „Cocktail-Effekt“
Ein einzelner Kaffee aus einer Plastikkapsel mag nur geringe Mengen an Chemikalien enthalten. Das Problem ist die kumulative Exposition aus vielen Quellen.
Professor Olea nennt dies den „Cocktail-Effekt“: Wir sind täglich einem Mix aus Pestiziden in Lebensmitteln, Chemikalien in Kosmetika, Weichmachern in Kunststoffen und vielen anderen Quellen ausgesetzt.
„Die aktuelle Gesetzgebung berücksichtigt diesen kombinierten Effekt aller Expositionsquellen nicht“, kritisiert Olea. Die gesetzlichen Grenzwerte gelten für einzelne Substanzen, nicht für deren gefährliche Kombination.
Oleas Forschung: Ein Lebenswerk im Dienst der öffentlichen Gesundheit
- Nicolás Olea forscht seit 1988 zu endokrinen Disruptoren.
- Seine Karriere begann mit einer zufälligen Entdeckung in einem Bostoner Labor, wo Plastikbehälter hormonelle Proben verunreinigten.
- Seit 1992 konzentriert er sich auf Bisphenol A (BPA) und hat Dutzende Studien zu diesen Substanzen veröffentlicht.
- Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter „Libérate de tóxicos“ (2019) und „80 recomendaciones para evitar tóxicos“ (2025).
- Olea war an über 30 Forschungsprojekten beteiligt und hat mehr als 155 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht.
Gesundheitsbewusste Alternativen zu Plastikkapseln
Die gute Nachricht für Kaffeeliebhaber: Es gibt sichere Alternativen, die keinen Kompromiss beim Geschmack erfordern.
Empfohlene Kaffeezubereitungen:
- Klassische Kaffeemaschinen aus Edelstahl oder anderen metallischen Materialien
- French Press aus Glas
- Siebrüher oder Handfilter ohne Plastikkontakt
- Espressomaschinen mit Siebträger für frisch gemahlenen Kaffee
Weitere Tipps für eine kapselfreie Küche:
- Vermeide das Erhitzen von Lebensmitteln in Plastikbehältern (auch nicht in der Mikrowelle)
- Nutze Teebeutel aus Papier statt Plastik oder besser losen Tee
- Trinke Leitungswasser aus Glas- oder Edelstahlflaschen statt aus Plastik
- Verzichte auf Microwellen-Popcorn in beschichteten Tüten
Die regulatorische Lücke und was Verbraucher tun können
Laut Olea gibt es eine enorme Verzögerung bei der Regulierung hormonell aktiver Verbindungen. Während kanzerogene, mutagene oder reproduktionstoxische Stoffe (CMR) verboten werden, fehlt die hormonelle Toxizität in der chemischen Regulierung.
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) stuft endokrine Disruptoren oft als reproduktionstoxisch ein, um strengere Regelungen zu ermöglichen. Doch dieser Prozess ist langsam – es dauert oft 20-30 Jahre, bis ein schädlicher Stoff vom Markt genommen wird.
Was du als Verbraucher tun kannst:
- Informiere dich über die Materialien, die mit deinen Lebensmitteln in Kontakt kommen
- Wähle Alternativen aus Glas, Edelstahl oder Keramik
- Unterstütze Initiativen, die sich für eine bessere Regulierung von Chemikalien einsetzen
- Teile dein Wissen mit Familie und Freunden
Fazit: Zurück zum Wesentlichen
Professor Oleas Botschaft ist klar: „Die Alternative ist die Kaffeemaschine von früher„. Statt auf Einwegplastik zu setzen, lohnt es sich, auf bewährte, gesündere Zubereitungsmethoden zurückzugreifen.
Die Forschung zeigt, dass wir durch bewusste Entscheidungen unsere Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren deutlich reduzieren können. Dein morgendliches Ritual muss nicht deine Gesundheit gefährden – mit den richtigen Werkzeugen und etwas Wissen genießt du deinen Kaffee mit gutem Gewissen.

